Warum ist Wertschätzung geben eigentlich gerade so ein grosses Thema, als wäre das so innovativ wie der persönliche KI-Video Avatar? Könnte es etwas damit zu tun haben, dass wir gerade irgendwie alle dicht sind? Dicht mit To-Dos und den nicht ganz kleinen Katastrophenmeldungen? Vielleicht liegt es ja daran: Wenn wir uns dauerhaft im #Dringend #ASAP #Prio1 Tunnel befinden, gucken wir nicht mehr links noch rechts. Können nicht mehr sehen, wie es unseren Mit-Ab-Arbeitenden geht – oder gar uns selbst. Wertschätzung hat dann schlicht keinen Platz.

Wertschätzung = ich sehe Dich!

Vielleicht sehnen wir uns gerade aktuell danach, mal wieder gesehen zu werden.
Als Menschen mit besonderen Eigenschaften und der ein oder anderen liebenswerten Macke. Und nicht nur als gerade noch so funktionierende Arbeitsmaschinen.

Wertschätzung können wir gerade besonders gut gebrauchen.

Ein „Hey, ich sehe, dass Du hier bist und Dich bemühst! Dass Du etwas machst, was ich gar nicht erwartet habe.“

Wir wollen, dass uns das jemand sagt. Und zwar von alleine.

Einen Augenblick lang darf’s mal leicht werden

Dann entstehen diese kleinen wohligen Augenblicke.

In denen es kurz leichter wird.

Weil Dir zum Beispiel jemand sagt, dass der aufmunternde Gruß über What‘s App gut getan und einen Unterschied gemacht hat.

Dann kannst Du fast nicht anders, als kurz mal auszuatmen und zu lächeln.

Ich soll Wertschätzung geben als Führungskraft? Das braucht hier doch niemand.

Wo Wertschätzung sich noch prima auf Wertepostern plakatieren lässt, wird es dann im Büroalltag gerne mal abgetan. Wertschätzung? Ach das braucht hier keiner. Da haben wir wirklich Dringenderes zu tun. Und außerdem sind hier alle schon groß.

Wie wäre es denn, statt großer Worte einfach mal kleine Taten walten zu lassen? Kleinigkeiten, die einen echten Unterschied machen. Die diese wohlig guten Gefühle verbreiten.

Mit welchen Kleinigkeiten, die weder viel Zeit, noch eine Gehaltserhöhung kosten, könntest Du es als Führungskraft schaffen, kurz ein zufriedenes Lächeln auf die Gesichter Deiner Teammitglieder zu zaubern?

(1) Wertschätzung = ich schätze Deine Arbeitsweise

Bei der Arbeit geht‘s um Ergebnisse. Ganz klar. Doch bis es sie gibt, kann es ganz schön dauern. Viel zu lange, um bis dahin mit der Wertschätzung zu warten.

Und dann kann es Dir als Führungskraft auch passieren, dass die Ergebnisse Deiner Teammitglieder anders sind, als Du es Dir vorgestellt hast. Vielleicht weil Du perfektionistisch veranlagt bist. Oder weil Du selbstorganisiertes Arbeiten unterstützen willst, das Gegenüber aber noch nicht so weit ist.

Weite Deinen Blick darauf, WIE jemand arbeitet. Besonders zuverlässig. Überraschend kreativ. Im Fall der Fälle auch noch abends.

Schreibe Dir das am besten immer mal wieder auf, um es zwischendurch erwähnen zu können.

„Danke, dass Du mir so schnell geantwortet hast.“

„Danke, dass Du so nachsichtig mit meiner Laune heute warst.“

„Danke, Deine fröhliche Art hat mir heute morgen richtig gut getan.“

(2) Wertschätzung = ich nehme mir Zeit für Dich

Der Klassiker im Online-Meeting schlechthin: Hallo – könnt ihr mich hören und sehen – also ich teile hier mal den Bildschirm mit dem Projekt-Status…

Das ist natürlich effizient. Aber wenig persönlich. Geschweige denn wertschätzend.

Wenn Du Dir hingegen bewusst die ersten fünf Minuten Zeit nimmst, eine persönliche Frage zu stellen, und bei der Antwort aufmerksam zuzuhören, dann bewirkt das was beim Gegenüber.

Noch mehr Idee, wie Du den Check-In am Anfang des Meetings wirkungsvoll gestalten kannst, findest Du im Kleinen ABC für bewegende virtuelle Meetings.

Und wenn Du generell gerade auf der Suche nach kreativen Möglichkeiten für mehr Beteiligung im Meeting bist, solltest Du diesen Blogartikel nicht verpassen.

(3) Wertschätzung  = ich lasse Dich machen

Weisst Du, wann ich mich als Moderatorin seitens Kund:in gewertschätzt fühle? Wenn ich Freiheit bekomme in der Ausgestaltung eines Workshops.

Wenn wir gemeinsam stimmige Ziele vereinbaren, und mir dann vertraut wird in der Auswahl stimmiger Methoden.

Das heisst, dass ich Verantwortung übernehmen darf, und mir zugetraut wird, dass ich das auch kann.

Lass Deine Teammitglieder also machen. Und sei es nur eine Kleinigkeit. Konzentrier Dich drauf zu vermitteln, was Dir bei der Aufgabe wichtig ist. So dass euch beiden wirklich klar ist, worum es geht. Und dann lass los. Lass machen.

Lass Deine allzu engen Erwartungen los und sei offen dafür, wenn der eingeschlagene Weg anders aussieht, als die Route, die Du im Kopf hattest.

Viel mehr Wertschätzung geht fast nicht. Denn Du zeigst damit: ich schätze Dich und Deine Kompetenz.

Was machst Du, wenn das Ergebnis nicht gut genug ist?

Dann schätzt Du erst mal, WIE das Ergebnis entstanden ist (siehe Tipp 1).

Und formulierst dann konkret, was Du Dir anders gewünscht hättest.

Du wirst Dich wundern, wie motiviert und gut es dann weiter geht.

Falls Du noch genauer lernen möchtest, wie Feedback im Team gut tut, statt weh, empfehle ich Dir diese Blogartikel.

(4) Wertschätzung geben = ich schätze Deine Perspektive

Eine Meinung zu schätzen ist leicht, wenn sie der eigenen entspricht.

Meinungen zu schätzen, die sich quer legen zu uns und unseren Zielen… das ist schon eine ganz andere Nummer.

Genau das ist ein ziemlich gutes Feld, um sich wertschätzend zu verhalten.

Hör die Meinung Deines Teammitglieds erst mal an, ohne sie zu bewerten.

Sei neugierig, versuche zu verstehen. Unterbrich nicht gleich.

Du musst dafür nicht einverstanden sein. Es reicht, die Meinung einfach erst mal stehen zu lassen, bevor ihr anfangt zu diskutieren.

Sich gesehen und gewertschätzt zu fühlen, hat ganz viel damit zu tun, ob ich mich verstanden fühle.

Alles, was es braucht, ist ein Augenblick des Eindenkens und Einfühlens. Kostest nichts, weder Zeit noch Geld – und wirkt enorm.

Als ich vor 10 Jahren meinen Angestelltenjob kündigte, um mich selbständig zu machen, verstand das keine:r bei der Arbeit. Wochenlang erntete ich Kopfschütteln.

Das fühlte sich einsam an.

Bis ein Kollege aus der Personalabteilung meinte: „Lass uns sprechen. Selbst wenn ich Dich nicht umstimmen kann, möchte ich es zumindest verstehen.“

Das gelang ihm, also das mit dem Verstehen (Hallo Henrik :-)) Das mit dem Umstimmen klappte zum Glück nicht …

Und meine Entscheidung fühlte sich geschätzt an.

(5) Wertschätzung geben = ich schaue Dir in die Augen

Kennst Du das? Im Restaurant gibst Du Deine Bestellung auf und die Servicekraft guckt Dich dabei nicht an. Sie schaut nur auf ihr Eingabegerät, oder über Dich hinweg zur anderen Seite des Raums.

Das macht ein ungutes Gefühl. So also ob Du egal bist. Austauschbar und unwichtig.

Es ist das Gegenteil von Wertschätzung.

Wirst Du hingegen mit einem Lächeln begrüßt, mit einem Blick in die Augen, dann fühlst Du Dich gut. Willkommen und gesehen.

Es ist also ganz simpel. Wem auch immer Du Wertschätzung geben möchtest – einer Kollegin, einem Busfahrer, Deinem Partner zu Hause – nimm Dir ein paar bewusste Sekunden. Schau Deinem Gegenüber in die Augen, nimm wahr. Wenn Du dann noch ein Lächeln spendierst, könnte es passieren, dass Du jemandem einfach so den Tag rettest.

Mit kleinen Gesten viel bewirken

Es sind vor allem die kleinen Gesten. Ein Lächeln, ein Gruß, zuhören, Meinung zulassen, kurz mal positives Feedback geben.

Sie kosten weder viel Zeit noch Geld. Sie brauchen vor allem eins: Dein Bewusstsein.

Wenn Du das nächste Mal einem Teammitglied Wertschätzung ausdrücken willst, dann nimm Dir am Morgen 2 Minuten Zeit und überlege Dir, welchen der 5 Tipps Du heute wie anwenden möchtest.

Und dann erfreue Dich am zufriedenen Gesicht Deines Gegenübers.

Konnten wir dir ein paar hilfreiche Anregungen geben?

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